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Start:   Gärtnerstraße/Ecke Rhinstraße
Ende:   Konrad-Wolf-Straße/Simon-Bolivar-Straße

Länge:  5,5 Kilometer
zu Fuß: 2,0 Stunden

Im Alltag fallen uns die Zusammenhänge und Besonderheiten oft gar nicht auf. Alt-Hohenschönhausen ist tatsächlich – durch Straßenverbreiterungen kaum zu erkennen – ein Straßendorf aus dem 13. Jahrhundert.

Schon der Städtische Friedhof Hohenschönhausen ist so ein selten entdeckter Ort – sogar ein historisch denkwürdiger. Es ist bis heute nicht endgültig geklärt, wie hoch die Zahl der Toten des Speziallagers Nr. 3 des sowjetischen Geheimdienstes in der Nähe des Friedhofes ist. Die Rote Armee verhaftete Mitglieder der NSDAP oder der ­Gestapo, Polizei-, Geheimdienst- und Verwaltungsangehörige. Später wurden auch Kritiker:innen des sowjetischen Besatzungs- und des SED-Regimes inhaftiert.

Zwischen Kriegsende 1945 und Oktober 1946 wurden dort 20.000 Männer, Frauen und Jugendliche zur Überstellung in andere Spezial- und Durchgangslager interniert. Eine gusseiserne Tafel auf dem Friedhof kennzeichnet den Eingang in ein Labyrinth. Es ist den mindestens 1.000 Opfern gewidmet und erinnert an die Form des Lagers. Auf einer Rasenfläche befindet sich das DenkSteinFeld aus unterschiedlichsten Steinen. Besucher:innen sind eingeladen, in ­Erinnerung an die Persönlichkeiten der Verstorbenen weitere Steine niederzulegen. Die großen Findlinge am Rand der Grünfläche kennzeichnen das eigentliche Gemeinschaftsfeld.

Der historische Ortskern von Hohenschönhausen, bestehend aus Dorfkirche und Gutshaus, steht unter Denkmalschutz. Die Feldsteinkirche ist das älteste Gebäude des Ortes und wirkt unscheinbar neben den zwei Punkthochhäusern. Die Ursprünge der Taborkirche reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Den Innenraum schmücken mittelalterliche Kunstwerke wie der um 1450 entstandene Marienaltar. Werke dieser Epoche sind in Berlin ansonsten kaum zu finden.

In unmittelbarer Nähe erinnert das ehemalige Gutshaus und heutige Bürgerschloss Hohenschönhausen an die Ägide des Adels. In diesem gegenüber der Kirche um einige Jahrhunderte jüngeren Anwesen residierte bis 1736 die Adelsfamilie von Röbel. Der letzte private Eigentümer war der Unternehmer Paul Schmidt, dem wir beispielsweise die Erfindung der Taschenlampe zu verdanken haben. Inzwischen lädt ein gemeinnütziger Verein zu vielfältigen Ausstellungen und Veranstaltungen hierher ein.

Mies van der Rohe Haus

Sportforum Berlin

Alt-Hohenschönhausen liegt seit 1920 innerhalb der Berliner Stadtgrenzen. Schon bevor man mit dem „Groß-Berlin-Gesetz“ die Eingemeindungen vollzog, genossen die Berliner:innen hier die saubere Luft.

Am Ufer des Obersees befindet sich ein Baudenkmal der Klassischen Moderne: das Haus Lemke. Der Bauhausarchitekt Ludwig Mies van der Rohe plante den Bungalow 1932. Er besteht aus zwei Zimmern mit bodentiefen Fenstern, die freie Sicht auf Garten und See ermöglichen. Es ist das letzte Wohnobjekt, das der Architekt vor seiner Emigration verwirklichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Sowjetarmee das ­Gebäude, später die Stasi. Es war Kantine und Wäscherei, der Garten ein Parkplatz. Heute ist es als Mies van der Rohe Haus ein Raum für Kunst, das Gäste aus dem In- und Ausland anzieht.

Der Obersee ist, anders als der benachbarte Orankesee, ein künstlich angelegtes Gewässer. Sein Name ist Programm, denn sein Wasserspiegel liegt ungefähr 1,5 Meter über dem des Orankesees. Die früher in Hohenschönhausen ansässige Löwenbrauerei benutzte das Wasserreservoir deshalb bevorzugt als Eislieferant. Südlich entstand ab 1892 ein mondänes Villenviertel, das in allen folgenden Epochen bis zur Wende finanzstarken oder einflussreichen Menschen vorbehalten war.

Mit den Naherholungsangeboten entstanden hier auch Ausflugslokale. Das bekannteste ist noch heute nahe des Strandbades Orankesee zu finden. So verdiente sich das Quartier auch seinen Beinamen „Wannsee des Nordens“.

Der Orankesee ist klein und hat einen 300 Meter langen weißen Sandstrand mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich. Dem Gerücht nach soll der Sand von der Ostseeküste nach Berlin gebracht worden sein. Überliefert ist tatsächlich nur, dass man ausgehobenen Sand aus den Baugruben vom Alexanderplatz verwendete, als dort das Berolina- und das Alexanderhaus gebaut wurden.

Beim gemütlichen Flanieren durch die von stattlichen Villen gesäumten Straßen des Viertels stößt man auf die Spuren von Industriellen, Künstlern und Politikern. Auf einer kleinen Anhöhe am Obersee überragte der historische Wasserturm stets die politischen Weichenstellungen aus den Kaminzimmern der Villengegend. Noch bis 1922 stellte der Turm aus 55 Metern Höhe die Wasserversorgung sicher. Im Zweiten Weltkrieg war er Flakturm und in der DDR eine Funkstation. Die Terrasse des Cafés bietet eine zauberhafte Aussicht auf den idyllischen Obersee.

So grün wie am Orankesee lebte nur ein Bruchteil der Bevölkerung im beginnenden 20. Jahrhundert. Den beengten Wohnverhältnissen in den Mietskasernen der Arbeiterbezirke setzten modern und sozial denkende Architekten und Baugenossenschaften eine offenere und komfortablere Raumgestaltung entgegen. Die Flußpferdhofsiedlung der Architekten Mebes und Emmerich ist dafür beispielhaft. Ihren Namen verdankt die Wohnanlage der Skulptur „Zwei Pferde im Fluss“ im zentralen Brunnen. Das Ensemble zählt zu den bedeutenden Wohnbausiedlungen der Moderne. Bis 1936 entstanden Wohnungen in den Laubenganghäusern, die zu bezahlbaren Mieten angeboten wurden. Die damals hochmoderne Großsiedlung ist ein Prototyp des „Neuen Bauens“ der Weimarer Republik.

So wie Architekturfans in Berlin auf ihre Kosten kommen, so bedeutend ist die Stadt für den Sport: Das Sportforum Berlin ist der hiesige Olympiastützpunkt und neben dem Olympiagelände in Charlottenburg Drehscheibe des Spitzensports der Stadt. Das Anfang der 1950er Jahre bebaute Areal umfasst 35 Sportanlagen für den Leistungs- und Breitensport.

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